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Land Baden-Württemberg

Meldung vom 01.04.2003

 

Bürger können Führerschein online beantragen

Bundesweit einmaliges Pilotprojekt im Landkreis Calw

Calw - In einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt können die Bürger im Landkreis Calw ab sofort ihren Führerschein per Internet beantragen. Als erster Nutzer tauschte der Calwer Landrat Hans-Werner Köblitz am Dienstag seinen alten Führerschein online in einen neuen EU-Kartenführerschein um. Antrag, Foto und eine eingescannte Unterschrift können von zu Hause aus bei der Führerscheinstelle des Landratsamtes eingereicht werden.

Das mit Fördermitteln des Landes entwickelte EDV-Programm ermöglicht eine direkte Weiterleitung der Unterlagen zum Kraftfahrtbundesamt, zum TÜV und zur Bundesdruckerei. „Das vermeidet Fehler, spart Kosten und eine Menge Zeit“, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung. „Die fertigen Führerscheine kommen nach zwei Werktagen zurück, bisher dauerte es fünf bis acht Werktage. Rund 11 000 Euro an Postgebühren entfallen.“ In einer mehrwöchigen Testphase mit Fahrlehrern sei das System erfolgreich erprobt worden.

Wer seinen Führerschein zum Beispiel wegen Trunkenheit am Steuer verloren hat, muss zur Neubeantragung allerdings auch künftig persönlich bei der Behörde erscheinen. Auch Führerscheine zur Fahrgastbeförderung sind von der neuen Regelung ausgenommen. Außerdem müssen die Bürger ihren Führerschein bis auf weiteres auch noch persönlich beim Landrats- oder Bürgermeisteramt abholen. Grund ist die rechtsverbindliche Unterschrift, die noch nicht online übermittelt werden kann. Die Entwicklung einer digitalen Signatur soll künftig auch diesen Weg überflüssig machen.



Quelle: dpa/lsw


Bürgerdienst des Landkreises Calw

 

Führerscheine nur noch digital.

 

Medienbruchfrei von der Vision zur Realität: Die Boll und- Partner Software GmbH im Mühlheim hat im Landkreis Calw das Pilotprojekt „ eBürgerdienste im Fahrerlaubniswesen realisiert und im April dieses Jahres zum Abschluss gebracht. Dieses erfolgreiche Projekt, das Regenanklang findet, wurde vom Innenministerium Baden Württemberg unterstutzt.

Ausgangspunkt für die Umstellung im Landkreis Calw war ein veraltetes Großrechnerverfahren der Datenzentrale BW, das sogenannte Programm „LaIF“ für das Führerscheinwesen.

Dieses Verfahren (das in vielen Orten  noch im Einsatz ist) beruht auf der IBM Technologie der 70er und 80er Jahre: VSAM, CICS oder MVS. Dieses Programm wurde von der Boll und Partner GmbH, Mühlheim, durch eine eigene Windows-Lösung ersetzt; die Daten aus dem Altenverfahren konnten dabei übernommen werden.  Gleichzeitig fand eine Umstellung auf digitale Schnittstellen statt:  Das Digitale Antragsverfahren (DIGANT-FS) zur Übertragung der Bestellung von Führerscheinen bei der Bundesdruckerei und die Digitale Schnittstelle zum TÜV Süd – so dass man nun in der Lage ist, Prüfaufträge digital zu übermitteln – ein Printout entfällt damit völlig.

 

Neue Funktionen

 

Nachdem diese neuen Funktionen erste wenige Monate im Einsatz waren, folgt bereits der Einbau des Moduls für die Eintragstellung im Internet: Im vergangenen April wurde diese Funktion von Landrat Köblitz schließlich in Betrieb genommen.  Der Landrat nutzt die neuen Funktionen auch dazu, die etwa 30 Jahre alten Führerscheine via Internet  gegen neue Kartenführerscheine auszutauschen. Diese Möglichkeit steht seit diesem Zeitpunkt allen Bürger des Kreises zur Verfügung, gleichzeitig können die Fahrschulen ihre erst Anträge im Internet übermitteln. Das Besondere dabei ist, dass die Anträge rein digital übermittelt werden: Bilder und Unterschrift kommen als Pixels (etwa aus einer digitalen Kamera oder einem Scanner) zum Amt und werden dort medienbruchfrei weitergeführt. Ein integriertes Dokumenten-Management-System übernimmt auch eingescannte Dokumente wie den Sehtest und Bescheinigung über sofort Maßnahmen nahtlos aus dem Internet in das Verfahren.  Gleichzeitig wird im Internet eine echte Transaktionsverarbeitung durchgeführt, um die spätere Bearbeitung sicherzustellen.  Das Programm wird abgerundet durch ein Internet-Informationssystem für den Bürger, wo dieser beispielsweise ersehen kann, wie weit die Produktion seines Kartenführerscheins vorangeschritten ist. 

 

Neue Tätigkeit

 

Für die Sachbearbeiter im Amt ergibt sich eine völlig neuartige Tätigkeit. Statt wie bisher im Schalterbetrieb zu arbeiten, ist der Sachbearbeiter nun eine Art Operator, der die Anträge aus der Internet übernimmt, prüft und zur Weiterbearbeitung freigibt.

 

Frühe Visionen

 

Bereits ende der 90er Jahre hatte man bei Boll und Partner  die Vision, die Antragstellung im Führerscheinwesen rein digital und über das Internet zu realisieren.  Aus der Sicht des Unternehmens war dies die naheliegende und logische Fortentwicklung des sogenannten Digitalenantragsverfahren (DIGANT–FS)  Der Bundesdruckerei GmbH. Diese überträge die Daten zwar digital, arbeitet aber vorgelagert in den Ämter noch mit gedruckten Passbilder und Unterschriften auf Papierformulare.

 

Quelle:     GOVERNMENT COMPUTING 11-2003