Donauwörther Zeitung berichtet über DIGANT FS (10/2000)

Landkreis hat „online“ die Nase vorn

Führerschein-Anträge werden ab sofort digital zur Bundesdruckerei in Berlin übertragen – Ein Pilotprojekt

 

Donauwörth(vc).

Als zweiter Landkreis in der Bundesrepublik Deutschland ist das Landratamt Donauwörth bei Führerscheinen „online“: Aufgrund des seit gestern offiziell in Betrieb genommenen digitalen Antragesverfahren bei der Bundesdruckerei in Berlin erhalten die Bürger ihren neuen Führerschein weitaus schneller als bisher.

Bei der gestrigen Pressekonferenz im Landsratsamt in Donauwörth sprach Landrat Alfons Braun denn auch von einem „bedeutenden Tag“ für den Landkreis und seine Bewohner.  Nach dem Landratsamt Berchtesgadener Land gehört der Donau-Ries-Kreis jetzt zu einem Pilotprojekt, das zusammen mit der Bundesdruckerei in Berlin gestartet wurde und dem Landkreis deshalb nur die Hälfte (etwa 20 000 Mark) von dem kostet, was späterer andere Landratsämter für die Installierung des digitalen Antragsverfahrens berappen müssen.

Seit gestern nun wurde der traditionelle Postweg vom Landratsamt zur Bundesdruckerei, dem Hersteller sämtlicher deutscher Führerscheine, durch den High-Tech-Transfer abgelöst:  Die Daten des Führerschein-Antragstellers samt den in der Führerscheinstelle eingescannten Bild gelangen jetzt digital verschlüsselt über eine direkt Verbindung nach Berlin.  Für ganz Eilige kann der Führerschein dadurch sogar innerhalb 24 Stunden ausgestellt werden – gegen eine zusätzliche „Express-Gebühr“ versteht sich.

 

Noch schneller....

Die Vorteile des digitalen Antragsverfahrens, das von der Bundesdruckerei  und der Software-Firma Boll entwickelt wurde, liegen für Projektleiter Christian Hübner (Bundesdruckerei) und Firmenchef Franz-Josef Boll auf der Hand: „Die Führerschein-Erstellung  wird schneller, moderner und sicherer.“ In den bis dato verwendeten traditionellen Antragsformularen, die maschinell erstellt werden, schleichen sich nämlich beim Lesen immer wieder Fehler ein.  Zudem sei die Grundlage dafür gelegt worden, dass Führerscheine einmal per Internet von zu Hause aus beantragt werden können; dazu allerdings, so schränkten Hübner und Boll ein, müssten noch eine Reihe rechtlicher Dinge abgeklärt werden.  Noch Zukunftsmusik, aber jetzt schon realisierbar, ist die Ablichtung des Antragstellers direkt in der Führerscheinstelle per Digitalkamera; auf das obligate Passfoto könnte dann ganz verzichtet werden, aber das wird eine p

olitische Entscheidung auf Länderebene sein: Schließlich würde den privaten Fotoanbietern viel Geld durch die Lappen gehen.

Doch der Vorteil liegt gerade für junge Leute schon jetzt auf der Hand: Ein Passfoto genügt, auch wenn innerhalb weniger Jahre zwei oder drei verschiedene Führerscheinarten gemacht werden: Das einmal eingescannte Bild ist nämlich jederzeit wieder abrufbar.  Die seit 1998 europaweit eingeführte scheckkartengroße Hochsicherheitskarte hat im Zuge des Pilotprojektes auch eine neue Benutzeroberfläche erhalten.

Dass in Berchtesgaden und in Donauwörth mit dem digitalen Antragsverfahren auch eine anspruchsvolle Datenbank-Technologie dahinter steckt, kriegt der Bürger nicht mit, wohl aber die Mitarbeiter in der Führerscheinstelle:

Sie sind aber offenbar schon jetzt so kompetent im Umgang damit, dass Firmenchef Boll gestern ein dickes Lob für sie parat hielt: „Ich hätte nicht gedacht, dass dies alles jetzt schon erstaunlich gut funktioniert.“

Während der Donau-Ries-Kreis also „online“ die Nase vorne hat, herrscht offenbar in anderen Landkreisen Bayerns technologische gesehen noch finsterstes Mittelalter.

So wies Pressesprecher Günther Zwerger nicht ohne Genugtuung darauf hin, dass es immerhin noch vier Landkreise in Bayern gibt, die noch nicht einmal über eine EDV-Anlage verfügen...