Führerscheinstelle der Stadt Kassel mit neuem Bürgerservice

HNA vom  20.10.2001

Direkter Datenzugriff statt drei Wochen Wartezeit

 

Ein neu beantragter Führerschein ist ab sofort meist über Nacht erhältlich, nachdem das Kasseler Ordnungsamt 150 000 Mark in neue EDV-Einrichtungen investiert hat.

 

Kassel – Bis vor kurzem mussten neue Führerscheine auf teuren Formularen beantragt werden, die per Post zur Bundesdruckerei nach Berlin geschickt wurden.  Die Daten wurden dort in den Computer eingegeben.  Drei bis vier Wochen dauerte es, bis die Fahrererlaubnis in Kassel eintraf.  Oft riefen ungeduldige Kunden an.  „Aber wir hatten keinen Einfluss und mussten genauso warten wie die Kunden“, sagte Ullrich Harbart, Leiter der Führerschein- und Zulassungsstelle im Ordnungsamt.

 

Vorreiter in Hessen

 

Solch lange Wartezeiten gehören der Vergangenheit an, seit die Kasseler Führerscheinstelle – als erste in Hessen – vor einigen Tagen an das „Digitale Antragsverfahren für den EU-Kartenführerschein“ (Digant FS) angeschlossen wurde. Wer seine Papier verloren hat, wem sie gestohlen wurden, der erhält jetzt meist innerhalb eines Tages seinen neuen Führerschein.  Foto und Unterschrift werden in der Kurt-Schumacher Strasse eingescant , die Daten in eine Bildschirm-Maske eingegeben.  Über eine ISDN-Verbindung gehen die Daten hochverschlüsselt nach Berlin.  Von einer Firma aus Mühlheim/Main stammt die Kasseler Führerschein-Software, die auf die digitale Beantragung bei der Bundesdruckerei ausgelegt wurde.  Deren Maschinen spucken die Führerschein-Scheckkarte aus.  Online können die Kasseler Bearbeiter jederzeit den Stand des Verfahrens abfragen.

Portokosten und Papierkosten entfielen, die Übertragungskosten seien vergleichsweise viel günstiger, hoben Ullrich Habart und der Leiter des Ordnungsamtes, Hilbert von Löhneysen, gestern bei einer Pressekonferenz hervor.  „Wir reden nicht über Verwaltungsreform, wir tun auch was“, lobte Bürgermeister Ingo Groß „den erheblichen Effektivitätsgewinn“, der die Stadt 150 000 Mark (76 500 Euros) gekostet hat.  Von dieser Investition profitiert auch die Ausländerbehörde, die direkt mit dem Ausländerzentralregister verbunden ist (siehe Kasten).  Bleibt der Transport des täglichen Stapels neuer Führerscheine aus Berlin – per Express und Bahn.  Er muss auch weiterhin sein.  Alle deutschen Führerscheinstellen sind dazu verpflichtet, die Scheckkarten – schon wegen der hohen Sicherheitsanforderungen – bei der Bundesdruckerei herstellen zu lassen.